bad e.V. bemängelt die Kritik von Bundesgesundheitsminister Spahn an Pflegeinrichtungen und betont die Verantwortung der Politik für den Pflegefachkräftemangel

„Wer behauptet, die Auswirkungen des Pflegekräftemangels könnten durch eine veränderte Arbeitsorganisation behoben werden, verkennt noch immer den Ernst der Lage!“

Essen, 27. September 2018. Bundesgesundheitsminister Spahn forderte in der “Augsburger Allgemeinen” nicht nur die Beschäftigten in der Pflege zur Mehrarbeit zu bewegen, er äußerte sich auch zu den vermeintlichen Gründen dafür, „dass es zu wenige Pflegekräfte gibt”. Am „Geld alleine“ liege es nicht, auch die Organisation der Arbeit sei verbesserungsfähig: “Faire Schichtpläne, verlässliche Arbeitszeiten, auch mal drei, vier freie Tage am Stück” forderte der Minister und kritisierte weiter: “Derzeit ist die Pflege der am wenigsten planbare Beruf, den es gibt.”

„Bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege sind erstrebenswert, aber nicht umsetzbar, solange die hierfür erforderlichen Pflegekräfte nicht auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind. Und Pflegeeinrichtungen für etwas verantwortlich zu machen, was maßgeblich das Ergebnis der Gesundheitspolitik des letzten Jahrzehnts ist, müssen wir aufs Schärfste zurückweisen“, betont Andreas Kern, Erster Vorsitzender des Bundesverbands Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V.

„Jede Pflegeeinrichtung, die am Markt bestehen will, muss bemüht sein, bestmögliche Arbeitsbedingungen zu schaffen, um Pflegekräfte zu gewinnen und zu halten. Dies ist eine Tatsache, die den Verantwortlichen nicht erst seit dem Aufruf von Herrn Minister Spahn sehr wohl bewusst ist. Die Möglichkeiten auszureizen, die dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen, ist in der Praxis heute schon die Regel. Aber zur Wahrheit gehört auch: Je größer der Mangel an qualifizierten Pflegekräften und in der Konsequenz die Personaldecke ist, desto kleiner ist der Spielraum eines Personalverantwortlichen, Belastungen für das vorhandene Personal zu verhindern.“

Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis, ist ebenso herausfordernd, wie simpel: „Wer nachhaltig und flächendeckend bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte fordert, muss die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass genug Personal auf dem Arbeitsmarkt verfügbar wird, um dies umzusetzen“, stellt Andrea Kapp, Bundesgeschäftsführerin des bad e.V., fest. Sie verweist dabei auf die schon im letzten Jahr vom bad e.V. formulierten „5-Sofort-Forderungen“ zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Pflege und die hier gemachten konkreten Handlungsempfehlungen hin. Bislang sind diese Forderungen noch nicht umgesetzt worden. Vielmehr soll erst im Herbst dieses Jahres begonnen werden, in Arbeitsgruppen einer „Konzertierten Aktion Pflege“ weitere Vorschläge zu erarbeiten.

„Dem immer größer werdenden Mangel an qualifizierten Pflegekräften ist gesundheitspolitisch über Jahre keine ausreichende Rechnung getragen worden. Politik und Kostenträger haben Bemühungen um die Attraktivität der Pflegeberufe in der Vergangenheit ausschließlich auf Seiten der Arbeitgeber gesehen, ohne dies als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen“, kritisiert Kern. „Diese Fehleinschätzung muss revidiert und die hieraus resultierenden Konsequenzen müssen gezogen werden. Der bad e.V. ist bereit, zur Umsetzung dieser Forderung im Rahmen der Arbeit der „Konzertierten Aktion Pflege“ mitzuhelfen.“