bad e.V. nimmt Stellung zum 5. Pflege-Qualitätsbericht des MDS:

Pflegequalität ist insgesamt gut und hat sich weiter verbessert –
vorhandener Optimierungsbedarf gibt keinen Anlass zur Verunglimpfung

Essen, 2. Februar 2018. In die Einigung bei den Koalitionsgesprächen zum Bereich Pflege platzt der Bericht des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen, der – bei einer insgesamt verbesserten Pflegequalität – von Problemen in einigen Bereichen spricht: etwa bei der Vorbeugung und Behandlung von Druckgeschwüren oder einer nicht ausreichenden Schmerzbehandlung. Zahlreiche Medien haben das zum Anlass genommen, diese Mängel in ihrer Berichterstattung hervorzuheben und eine vermeintlich schlechte Pflegequalität anzuprangern.

Weder eine die Pflege verunglimpfende Polemik noch eine Fokussierung auf ausschließlich die Teilbereiche, in denen sich die Pflege noch weiter verbessern muss, ist nach Ansicht des Bundesverbands Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V. gerechtfertigt. „Es ist symptomatisch für die Berichterstattung in der Öffentlichkeit, dass die Pflege insgesamt als mangelhaft dargestellt wird, obwohl der MDS ihr attestiert, dass sich die Qualität in den letzten Jahren, gemessen an den geprüften Qualitätskriterien, verbessert hat“, erklärt Andreas Kern, Bundesvorsitzender des bad e.V. „Wir sollten den vielen Männern und Frauen, die dies trotz widrigster Umstände durch ihre Arbeit im internen Qualitätsmanagement von Pflegeeinrichtungen erreicht haben, für diese Entwicklung danken. Stattdessen liest sich die Berichterstattung über den Pflegequalitätsbericht, als wären ihre Bemühungen vergeblich gewesen. Das ist eine Verkehrung der Tatsachen, die nur schwer zu ertragen ist!“

Vorhandene Defizite müssten natürlich beseitigt werden. Der „größte Feind der Pflegequalität in der Praxis“ ist nach Auffassung von Kern der immer größer werdende Pflegefachkräftemangel. Umso bedenklicher sei, dass dieser auch durch die Einigung bei den derzeitigen Koalitionsverhandlungen nicht aufgehalten werde: „Natürlich können die Personalmindestgrößen in den stationären Einrichtungen heraufgesetzt werden, aber das ist doch kein Garant dafür, dass dann auch die Personen gefunden werden können, die diese Stellen besetzen“, erklärt Andreas Kern. „Vielmehr ist es so, dass schon jetzt etliche tausend Pflegekräfte von Heimen und ambulanten Pflegediensten händeringend gesucht werden. Dann sind es eben 8000 mehr!“ Auch das Vorhaben, einen flächendeckenden Tarifvertrag einzuführen, wird seiner Meinung nach die Situation nicht verbessern: „Wenn der Tarifvertrag das Allheilmittel wäre, dann müsste es doch nach allen marktwirtschaftlichen Gesetzen so sein, dass den nicht-tarifzahlenden Unternehmern alle Kräfte weglaufen, während die tarifzahlenden sich vor Bewerbungen nicht retten können. Genau das ist aber nicht der Fall: Einrichtungen der Wohlfahrt suchen genauso händeringend nach neuen Fachkräften wie private Träger – und letztere erfreuen sich zumindest ebenso großer Beliebtheit bei den Arbeitnehmern!“

Um annähernd ausreichend Pflegefachkräfte in den Markt zu bekommen, verweist Kern auf die „5 Sofort-Forderungen des bad e.V. zur Bekämpfung des Pflege(fach)kräftemangels“, die der Verband im Dezember an die politischen Entscheidungsträger versandt hat (siehe Anlage). Dabei steht an erster Stelle die Forderung, den Pflegeberuf endlich attraktiv zu machen: „Dazu gehört auch, das Image der Pflege zu steigern und die positiven Aspekte des Berufs in den Vordergrund zu stellen.“ Auch eine weitere Verbesserung der Bezahlung sei unumgänglich. „Diese muss aber von den Kostenträgern vollständig refinanziert werden, denn Arbeitgeber können nur das weitergeben, was sie vorher eingenommen haben.“ Kern stellt fest: „Dass eine verbesserte Pflege mehr Geld kostet, ist eine Selbstverständlichkeit – und dieses Geld muss jetzt zur Verfügung gestellt werden.“